Durch eine in 2021 durchgeführte Spendenaktion der Freiwilligen Feuerwehr Gomaringen sowie der Gemeinde, konnten In der Woche vom 10.10.2022 bis zum 15.10.2022 drei Familien, darunter Wolfang und Karin, Markus, T. und B. mit ihrem Sohn aus Erftstadt zu uns nach Gomaringen kommen um bei uns Urlaub zu machen und sich zu erholen.
Wolfgang Schuhmacher
(Kreisjugendfeuerwehrwart des Rhein-Erft-Kreises):
„Am Mittwoch 14.07.22 kam die erste Alarmierung. Ich weiß noch wie Schlimm das war.. Ich hatte erst am Montag meine Frau ins Krankenhaus gebracht, weil es ihr nicht gut ging. Es stellte sich heraus, dass sie eine Doppelseitige Lungenembolie hat und sie daran hätte sterben können! Ich habe meine Frau natürlich im Krankenhaus gelassen und war mir sicher, dass sie dort gut aufgehoben ist. Als donnerstags das Krankenhaus evakuiert wurde, wusste ich erstmal nicht, wie ich meine Frau nach Hause bringen soll geschweige denn wie ich sie versorgen soll. Zum Glück war sie Medikamentös schon gut eingestellt, dass alles gut lief. Ich habe sie nach oben in den Ersten Stock gebracht, weil im Keller schon 30-35cm Wasser standen und zu dem Zeitpunkt keiner sagen konnte ob das Wasser nicht noch mehr steigt. Anschließend bin ich zur Wache gefahren um zu helfen…“
Am Montag, den 10.10.2022 wurden die Angehörigen aus Erftstadt von Jochen Ankele (Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Gomaringen) im Gomaringer Feuerwehrhaus empfangen und durch das Feuerwehrhaus geführt, wo sie sich austauschen und kennenlernen konnten. Abends ging es noch in das Gasthaus „Krone“ in Gomaringen zum Essen.
Am darauffolgenden Tag haben sich die Erftstädter auf den Weg nach Metzigen zur Outletcity gemacht und konnten dort den Tag mit Shopping, Essen und guten Gesprächen verbringen.
Am Mittwoch sind sie zum Titisee gefahren und konnten bei schönstem Wetter im Boot ein paar Runden auf dem See drehen und an der Promenade spazieren gehen und dabei die Seele baumeln lassen.
Markus (Wach-Abteilungsleiter der hauptamtlichen Feuerwehr Erftstadt:
„Ich kann nicht mehr genau sagen, was ich getan habe, aber ich weiß, dass alles sehr schnell ging. Der Informationsfluss aus Sicht der Betroffenen war Katastrophal. Entweder hat man falsche Informationen bekommen oder sehr verspätete. Meine Frau arbeitet bei der Polizei und selbst sie hat andere Informationen als wir erhalten, mit denen man aber auch nicht viel anfangen konnte. Von Mittwoch auf Donnerstag kam die Flut, meine Frau wurde in ihrem Wagen von den Wassermassen eingeschlossen und hat es gerade so geschafft, das Fahrzeug zu verlassen, bevor das Wasser das Auto verschwinden ließ. Ich bin mit kurzer Hose und ohne Portemonnaie aus dem Haus um meiner Frau zu helfen, es konnte ja keiner ahnen, welche Ausmaße das alles nehmen würde. Du warst richtig auf Hilfe angewiesen! Es waren nicht die Freunde die dir geholfen haben, sondern Fremde, die weder dich noch deine Geschichte kannten, das war schon Wahnsinn. Es kam der Punkt, an dem der ganze Ort evakuiert wurde, da weitere Zerstörung wie Ein- und Abstürze nicht ausgeschlossen werden konnten. 7 Tage lang wurde der Ort von der Polizei abgeriegelt und du konntest nichts tun außer zu warten. Lichtblicke gab es keine! Man hat tag täglich nach Dingen gesucht um beschäftigt und abgelenkt zu sein. Nachdem der Ort wieder freigegeben wurde und wir zurück im eigenen Haus waren kam das Loch. Für mich, meine Frau und unsere 3 Kindern war das alles sehr emotional. Die Berge von zerstörtem Eigentum waren richtig erdrückend. Alles wurde zentral gesammelt und dann zur Müllverbrennung gefahren, das ganze Hab und Gut der Menschen. Zum Glück konnten wir günstige Kredite bekommen um alles wieder aufzubauen. Bis wir wieder zurück in unser Haus konnten, haben wir 4 ½ Monate auf einem Campingplatz gewohnt“
Am vierten Tag konnten sie sich zuerst die Berufsfeuerwehr Reutlingen anschauen. Dieser Tagespunkt war für alle etwas Besonderes, da alle drei Männer selbst Angehörige der Feuerwehr Erftstadt sind. Dort konnte man den gesamten Fuhrpark bestaunen. Wolfang Schuhmacher meinte: „Diese Wache ist im positiven Sinne an Dekadenz nicht zu übertreffen. 25 Container, über 80 Fahrzeuge, sowas habe ich noch nie gesehen!“ Anschließend machten sie sich noch auf den Weg zum Schloss Lichtenstein um dort die Natur und natürlich das Schloss zu bestaunen, bevor es abends zum Pressetermin ins Gomaringer Rathaus ging.
Aus Gomaringen waren Bürgermeister Steffen Heß, Angela Hammer (Öffentlichkeitsarbeit), Kommandant Jochen Ankele und angehörige Freiwilligen Feuerwehr Gomaringen (Markus Kühbauch, Thorsten Kühbauch, Freddy Rösch, Lucas Stratmann und Ramona-Lisa Krawczyk) anwesend. Bürgermeister Steffen Heß begrüßte alle Anwesenden und hielt eine kurze Rede, in der er den Angehörigen aus Erftstadt einen kleinen Einblick gab, wie diese Aktion zustande kam. So wurde diese Woche unter anderem durch den Verzicht der Freiplätze im Feuerwehrhotel Sankt Florian von der Feuerwehr und durch Spenden, zusammen rund 6000€, der Bevölkerung Gomaringens und Umgebung ermöglicht. Herr Heß bedankte sich in diesem Zuge nochmals für die ganzen Spenden. Als kleines Geschenk überreichten Kommandant Jochen Ankele und Bürgermeister Steffen Heß den Gästen insgesamt 3 Akkuschrauber, die von der örtlichen Firma Niklaus gekauft wurden.
Markus L. bedankte sich im Namen aller für die Gastfreundschaft und äußerte, dass solche Menschen wie die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Gomaringen „einfach toll“ sind. Im Gepäck hatten sie ein dickes Bilderalbum mit Fotos des Ereignisses im Sommer 2021, welches interessiert und auch erstaunt durchblättert wurde und ein Buch „Stadt Sand Fluss“, welches von Betroffenen und Helfern aus Erftstadt und Blessem geschrieben wurde.
Anschließend ging es zum gemütlichen Teil in das Sportheim Gomaringen wo alle Gäste bei leckerem Essen den Tag ausklingen ließen.
Am letzten Tag trafen sich die Frauen bei der Firma „Naturana“ in Gomaringen um eine Miedermuseumsführung zu machen. Dort konnten sie die Geschichte der Firma und der Unterwäsche anhand von originalen Kleidungsstücken erleben. Karin, eine der anwesenden Frauen kannte sogar noch das ein oder andere Exemplar der Ausstellung aus ihrer Jugend. Am 10. Juli 1917 gründete Carl Dölker seine Korsettfabrik, die später den Namen NATURANA bekam und bis heute global agiert. Abends nahmen die Feuerwehrkameraden als Gäste bei der Verbandsversammlung des Kreisfeuerwehrverband Tübingen teil. Dort hat Markus sich und die anderen kurz vorgestellt und sich dann mit den Lehren, aus der Katastrophe, an die Versammlung gewandt.
Am Samstag sind auch die Urlauber erholt und mit neuen Freundschaften zurück in die Heimat gereist. Ein Besuch seitens der Freiwilligen Feuerwehr Gomaringen in Erftstadt ist angedacht.
Wir bedanken uns bei allen Firmen und Privatpersonen die uns ermöglicht haben, den Kurzurlaub für die Erftstädter zu realisieren!
T. (Kommandant FW Frießheim):
„Ich weiß noch, es hatte die ganzen letzten Tage geregnet. Am Mittwoch hatten wir viele Einsätze wegen Überfüllter Keller und Wassermassen auf den Straßen, war aber alles noch machbar. Donnerstag um 07:00 Uhr war ich fertig mit meinem 24 Stunden Dienst und bin bei strahlendem Sonnenschein nach Hause gefahren und habe mich dort auf die Couch gesetzt und mich ein bisschen ausgeruht. Gegen 13:00 Uhr wollte ich den Löschgruppenführer ablösen, hatte gerade die Mannschaft übernommen und da kamen sie schon, die Wassermassen. Wir haben Stundenlang Menschen evakuiert, Keller ausgepumpt und Hilfe geleistet. Dann irgendwann, ich weiß nicht mehr wie spät es war, habe ich meinen Maschinisten darum gebeten, bei meinem Haus nach dem rechten zu sehen. Denn das Netz war schon seit Stunden Tot und ich konnte niemanden erreichen. Vor dem Haus habe ich meine Frau und unseren gemeinsamen Sohn tränenüberströmt vorgefunden. In unserem Erdgeschoss stand das Wasser zu dem Zeitpunkt mehr als 50cm..
Ich habe mich erstmal freistellen lassen und wollte für meine Familie da sein. Erst nach mehreren Tagen und Nächten ist mir aufgefallen, dass ich keine Socken mehr habe. Ich bin dann erstmal auf die Wache gefahren und hab dort einfach welche aus dem Spint geholt. Noch bis Anfang/Mitte Dezember mussten wir noch draußen duschen, weil kaum Handwerker verfügbar waren um die Schäden im und am Haus zu beheben.“
B. (Frau von T.):
„Es wurde ja schon erwähnt, dass Wasser, auch viel Wasser kommen soll, aber ich wollte es erstmal nicht glauben. Doch als eine große Mülltonne eines Mehrfamilienhauses an unserem Haus vorbeigekommen ist, kamen auch die Wassermassen. Ich habe mir nur mein Kind geschnappt, mein Mann war ja nicht da. Ich habe schnell ein paar Sachen gepackt unter anderem eine Schüssel zum Waschen, Essen und Trinken, eine Taschenlampe, Medikamente und den Schlüssel fürs Geschäft. Dann sind wir eine Etage höher gegangen, denn ich wollte das Haus nicht ohne meinen Mann verlassen. Irgendwann, ich weiß nicht mehr genau wann, sind wir mit unseren Gummistiefeln vors Haus um zu schauen, was dort vor sich geht. Nachdem ich gesehen habe, dass das Wasser immer mehr seigt und immer mehr wird, habe ich angefangen mehr und mehr Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen. Freunde und Nachbarn sind gekommen um zu helfen und wollten uns auch mitnehmen, aber ohne meinen Mann wollte ich nicht gehen!! Mein Sohn und ich haben uns auf die Treppe gesetzt und darauf gewartet, dass der Papa wieder nach Hause kommt- Gesund und vor allem aber an einem Stück. Dann nach Stunden kam mein Mann und ist erstmal bei uns geblieben, Wir wollten gemeinsam erstmal zuhause bleiben und abwarten. Ich dachte noch, wenn das Wasser dann mal weg ist, wische ich 1x durch und kleben neue Tapeten an die Wände und alles ist fertig.. Erst nach über einem Jahr ist endlich alles wieder instandgesetzt und schön wohnlich. Wieder ein richtiges Zuhause als Familie.“